Vom Loslassen und Ankommen
und davon, wie sich das Sein leichter anfühlen kann
Die Sonne scheint und jeden Morgen, wenn ich aufstehe, genieße ich den wunderschönen Blick auf Berge und Meer.
Hier oben, wo unser Haus steht, herrscht völlige Stille. Das Einzige, was die Stille unterbricht, ist Hundegebell oder ein Auto, das ab und zu vorbeikommt.
Wir sind nun schon fast eine Woche in unserem Winterquartier auf Kreta. Die Tage vergehen schnell und Deutschland fühlt sich inzwischen ganz weit weg an.
Die angenehmen Temperaturen von 22 Grad sind schon fast zur Normalität geworden und das unbeständige, kühle Wetter in Taubenheim kann und will ich mir gar nicht mehr vorstellen.
Das Leben hier fühlt sich leicht an und viele Gedanken, die ich mir sonst in Deutschland gemacht habe, haben sich einfach in Luft aufgelöst.
Auch haben sich meine beständigen Schmerzen in der rechten Schulter ganz heimlich verabschiedet. Beim Schwimmen im Meer, am wunderschönen Strand von Ksamil. Plötzlich habe ich festgestellt, dass meine Schulter wieder frei beweglich und dieses unangenehme Brennen nicht mehr da war.
Für mich ein kleines Wunder. Was habe ich in den letzten Monaten nicht alles für Übungen gemacht und ausprobiert, um die Schmerzen zu lindern? Und dann geschieht Heilung still und von ganz allein.
Unser Körper ist ein Wunderwerk. Und ich spüre am eigenen Leib, was ein veränderter Lebensstil bewirken kann.
Ich frage mich, ob der Moment noch kommen wird, in dem ich meine Entscheidung, alles hinter mir zu lassen, bereuen werde. Und ich gebe zu, dass in der ersten Woche nach unserer Abreise ein klammes Gefühl aufkam, tatsächlich kein Zuhause mehr zu haben, wohin man jederzeit wieder zurückkehren könnte.
Aber mit jedem Tag, den wir uns weiter von Deutschland entfernt haben, fühlte es sich leichter an. Man nimmt sich schließlich überall hin mit – und ein neues Leben, neue Umstände, eine neue Umgebung sind keine Garantie dafür, dass sich im Inneren etwas verändert oder dass man damit glücklicher wird.
Dieser Satz stimmt sicherlich für viele. Und doch frage ich mich, ob manche Menschen einfach in ein Leben hineingeboren werden, das nicht zu ihnen passt. Und ob es nicht auch so sein kann, dass sie erst durch das Ausprobieren eines anderen Lebens merken, wie sich ihr Leben eigentlich anfühlen sollte.
Gedanken an Reisen mit meiner Freundin Jana kommen immer wieder hoch. Mit ihr war ich mehrfach auf Inseln unterwegs – Gran Canaria, Teneriffa, Rhodos und Ibiza. Das ist ewig her.
In diesen Wochen mit Jana habe ich mich wie ein anderer Mensch gefühlt: unbeschwert, näher an mir selbst, freier. Und ich erinnere mich, dass die Rückkehr nach Hause nie einfach war.
Seitdem wir unterwegs sind, spüre ich diese Leichtigkeit wieder, die mir viel mehr entspricht. Wie viele von uns tragen wohl Gefühle in sich, die nur darauf warten, gelebt zu werden?





Hallo Anja, das kann ich Dir voll bestätigen mit dem Verschwinden von Schmerzen beim Reisen. Ich war jetzt neun Wochen in Australien und nachdem ich vier Tage dort war, hatte ich keinen Schnappdaumen mehr… Bis jetzt kam es nicht zurück und ich bin seit zwei Tagen wieder in Deutschland. Ich kann alles bestätigen, was du über die Leichtigkeit des Reisen sagst. Grüße Matthias
Wieder hervorragend formuliert, liebe Anja.
Glück, nach welchem sich jeder Mensch sehnt, muss stets von innen kommen, nicht von außen... So zumindest predigt es Dieter Lange, dem ich in den letzten Jahren oft mit seinen Lebensweisheiten lausche.
Eigentlich scheint alles perfekt zu sein bei Euch, denn die Familie ist zusammen und dabei ist es unwichtig, wo Ihr Euch gerade aufhaltet.
Werdet Ihr eines Tages Heimweh bekommen ? Ja ganz sicher, die Frage ist nur, ob in ein paar Monaten oder erst nach Jahren. Aber weißt Du, irgendeine Sehnsucht verfolgt den Menschen immer. Perfektion gibt es auf Erden nicht. Zum Leben gehören nun mal auch Sorgen, Ängste und Probleme. Bei mir war es bisher meist so, wenn ich ein Problem endlich gelöst hatte...entstanden fünf neue... ;-)