Eingeklemmt zwischen Meer und weißen Bergen
... erzählt Apokoronas Geschichten aus mehreren Jahrtausenden.
Wenn wir morgens die Terrassentür öffnen, liegt Apokoronas - eine Provinz im Nordwesten von Kreta - wie ein weit gefaltetes Tuch unter uns.
Olivenhaine. Kleine Dörfer. Dazwischen Schluchten. Flussbänder. Ganz unten die Souda-Bucht. Ein langer, schmaler Einschnitt ins Land, der seit Jahrhunderten Kriegsflotten, Handelsschiffe und Fischerboote gesehen hat.
Wir sind nur ein paar Monate hier, aber in diesem Landstrich stapeln sich die Geschichten in vielen Schichten übereinander. Neolithische Bauern waren hier. Minoische Händler. Venezianische Festungen stehen am Meer. Osmanische Truppen sind durch diese Gegend marschiert. Deutsche Bunker wurden gebaut. Und jetzt wir, mit Pickup, Anhänger, Homeschooling und Yogamatte.
Dort, wo die Geschichten länger sind als die Wege
Apokoronas liegt östlich von Chania, eingeklemmt zwischen den Weißen Bergen im Süden und der Küste im Norden.
Es ist einer der grünsten Winkel Kretas: Orangenhaine in den Tälern und Oliven auf den Hängen. Zypressen, die wie dunkle Ausrufezeichen in den Himmel ragen. Flüsse, die selbst im Spätsommer noch Wasser führen. Ein See, der in der Sonne blaugrün schimmert. Und immer wieder der Blick zum Meer.
Funde aus Höhlen und niedrigen Hügelkuppen zeigen, dass es in dieser Landschaft schon vor mehr als 6.000 Jahren - also etwa um die Zeit, als die Sumerer in Mesopotamien und die Ägypter am Nil ihre ersten Hochkulturen entwickelten - kleine Siedlungen gab.
Wasser war der Grund dafür. Quellen, die selbst im Sommer nicht versiegen. Fruchtbare Täler. Und Hänge, die sich gut bearbeiten ließen.
Aus diesen Anfängen entstand später ein Gebiet, das in der minoischen Zeit zu den landwirtschaftlichen Zentren Westkretas gehörte. Die Küste brachte Handel, das Hinterland Nahrung. Wege, die sich wie Adern durch die Landschaft ziehen, verbanden beides.
Später nutzten die Mykener die gleichen Routen. Stadtstaaten stritten um Häfen und Vorräte. Venedig befestigte die Bucht. Das Osmanische Reich hielt sie über Generationen hinweg.
Und immer ging es um dasselbe: Zugang zum Meer, Kontrolle über die Ebenen, Schutz durch die Berge. Diese Landschaft erfüllte Aufgaben, lange bevor sie Grenzen und Namen trug. Fruchtbar genug, um gebraucht zu werden, und abgeschirmt genug, um Widerstand zu ermöglichen.
Wir gehören nicht wirklich dazu. Wir sind nur für kurze Zeit hier. Doch wir spüren, dass Gegenwart und Vergangenheit in diesem Landstrich dicht nebeneinander liegen. Und dass man, wenn man langsam genug geht und genau genug zuhört, ein klein wenig davon bemerken wird.
Eingeklemmt zwischen zwei sehr verschiedenen Dörfern
Unser Alltag spielt sich in einem kleinen Dreieck ab: Vamos, Gavalochori und die schmalen, kurvigen Straßen zwischen ihnen.
Die beiden Dörfer liegen auf sanften Hügeln. Von vielen Punkten aus sieht man gleichzeitig die Weißen Berge und die Souda-Bucht. Dazwischen verlaufen schmale, teils löchrige Asphaltbänder und alte Gassen.
Vamos ist unser praktischer Lebensmittelpunkt: Schule, Bäcker, Wochenmarkt, Gesundheitszentrum, Supermarkt, Post. Alles, was man braucht, verteilt auf ein paar Straßen, in denen sich Alltag und Geschichte permanent kreuzen.
Gavalochori ist anders: verwinkelter, enger, mit Gassen, die eher als Fußweg dienen. Der Name leitet sich vermutlich von einer byzantinischen Familie namens Gavalas ab, die hier Land besaß.
Unter den alten Steinhäusern erkennt man Bauteile aus der venezianischen und osmanischen Zeit. Besonders markant sind die Venetian Wells – 24 steinerne Ringbrunnen, die im 15./16. Jahrhundert angelegt wurden, damit Wasser im Dorf bereitsteht.
Zwischen diesen beiden Polen, zwischen diesen beiden Dörfern liegt unser Haus. Abends hört man hier oft Hunde bellen. Irgendwo schlägt eine Tür. In der Ferne ein Moped. Abends blöken die Schafe, morgens krähen die Hähne. Und wenn es mal ganz still ist, dringt das monoton tiefe Brummen eines Schiffes aus der Bucht herauf.
Heiße Schokolade meets “German Dunkel”
Herzstück unserer kleinen Routine in Vamos ist ein kleines Café an der Platia namens Kali Kardia.


Von außen unspektakulär: einfache Tische, Stühle, ein paar ältere Männer, die schon sitzen, wenn wir kommen, und immer noch da sind, wenn wir gehen. Innen ein Tresen, auf dem der Tag sich sortiert: Kaffee, Gebäck, Stimmen, Zigaretten, Nachrichten.
Für uns ist es vor allem der Ort, an dem die Kinder ihre heiße Schokolade und Anja ihren Cappuccino trinken. Und spätestens nach ein paar Minuten sind die ersten Katzen zur Stelle. Ganz selbstverständlich, als wüssten sie, dass an unserem Tisch immer jemand bereit ist, ein wenig Platz zu machen.
Sie springen auf die Stühle, lassen sich auf dem Schoß der Kinder nieder, schnurren und halten mit halb geschlossenen Augen Wache, während die Tassen langsam leerer werden.
Wir mögen das langsame Tempo. Niemand drängt. Niemand schaut genervt auf die Uhr. Wir planen unsere Woche, arbeiten, schreiben, während um uns herum der Dorfalltag weiterläuft. Alte Bekannte werden da laut begrüßt. Jemand ruft über die Straße. Ein Lieferwagen versucht, sich an einer Reihe parkender Autos vorbeizuschieben.
Und mittendrin sitzen wir, noch eindeutig Fremde – und gleichzeitig schon vertraut genug, dass uns ein Nicken oder ein „Kalimera“ entgegengebracht wird.
Unsere Haus-Taverne - die Sterna Tou Bloumosifi - befindet sich nur wenige hundert Meter vom Kali Kardia entfernt.
Wir haben sie aus Versehen gefunden. Ursprünglich wollten wir in ein anderes Lokal, das gut bewertet und „empfohlen“ war. An dem Abend war es jedoch geschlossen. Also sind wir die Straße ein Stück weiter gegangen und vor einem unscheinbaren Eingang stehen geblieben.
Ein paar Tische. Plastikstühle. Nichts, was nach „Geheimtipp“ aussieht. Innen eine offene Küche, eine Theke, und Stimmen, die eindeutig von Einheimischen stammen.
Wir sind trotzdem hinein. Es war einer dieser Momente, in denen man das Gefühl hat, gegen eine unsichtbare, aber freundliche Wand aus Geräuschen, Gerüchen und Blicken zu laufen.
Der Koch stand am Herd. Pfannen in der Hand. Ein Backofen mit Holzfeuer. Gasgrill daneben. Ein Radio dudelte leise. Irgendwo klapperten Bestecke. Es roch nach gebratenem Fleisch, nach Öl, nach Brot und Rauch.
Dann kam das Brot. Noch warm, frisch aus dem Ofen, in dicken Scheiben, dazu Olivenöl und ein wenig Balsamico.
Diese Kombination kennen wir inzwischen, aber hier hatte sie eine andere Präsenz. Vielleicht, weil der Korb einfach kommentarlos auf den Tisch gestellt wurde, als wäre es das Natürlichste der Welt, die Gäste zuerst mit etwas Wirklichem zu begrüßen, bevor über eine Bestellung gesprochen wird.
Auch hier streiften die Katzen zwischen den Tischen herum. Nicht sehr aufdringlich, aber sichtbar Teil des Hauses. Sie gehören dazu, werden gefüttert, beachtet, haben ihren Platz.
Für unsere Kinder sind Katzen zu einem roten Faden geworden, der sich durch unsere Reise zieht.
Die Küche besteht aus einer offenen Arbeitsfläche, auf der geschnitten, gebraten, gewendet wird. Man sieht die Hände, die Routine, den Blick, der gleichzeitig auf Pfannen und Gäste gerichtet ist. Und man versteht schnell, dass hier kaum etwas für eine einzelne Person gedacht ist.
Schalen stehen in der Mitte des Tisches. Teller wandern. Jeder nimmt ein Stück, gibt ein anderes weiter. Brot und Öl teilen alle automatisch, ohne Absprache, als wäre das der eigentliche Anfang des Essens.
Auf dem Tisch stand irgendwann auch eine dunkle Bierflasche. Ein „Charma“ der Sorte „German Dunkel“ aus einer kleinen Brauerei in Chania. Eine große 0,75-Liter-Flasche, herb und frisch zugleich – ein Getränk, das man nicht für sich allein trinkt, sondern ebenfalls über den Tisch reicht.
Und später, wenn die Teller leer sind, kommen die kleinen Gläser. Eine Süßspeise für alle, daneben eine Karaffe mit Tsikoudia, dem klaren kretischen Schnaps. Auch das wird geteilt. Nicht als Ritual, sondern einfach, weil das hier so gemacht wird.
Sauerteigbrot gibt’s nur sonntags
Der Wochenmarkt von Vamos findet jeden Sonntagvormittag statt und ist kleiner, als wir erwartet hatten.
Kein überwältigendes Angebot. Keine endlose Reihe von Ständen. Stattdessen eine kompakte Mischung: ein wenig Gemüse, Gläser mit Honig und Marmelade, Öle, handgestrickte Socken und Mützen, Schmuck, Keramik.
Und der Bäcker, auf den wir uns jetzt die ganze Woche freuen. Er verkauft dunkle Sauerteigbrote, die aussehen, als könnte man eine Kleinstadt damit satt machen.
Wir kaufen inzwischen routiniert zwei Laibe: eines für die nächsten Tage, und eines, das gleich zu Hause eingefroren wird. So tragen wir unsere Brot-Ration durch die Woche und müssen nicht zu lange auf den Nachschub am Sonntag warten.
Zwischen den Ständen steht ein älteres Paar. Auf den ersten Blick würde man sie für Besucher halten, aber ihre Geschichte ist eine andere.
Er war früher Autohändler und hat hier die ersten Autovermietungen gegründet. Er lebt schon seit dreieinhalb Jahrzehnten auf Kreta. Heute steht er hier auf dem Wochenmarkt und verkauft spirituellen Schmuck.
Kein angestrengtes Marketing mehr. Kein unternehmerisches Risiko. Er erzählt, dass er den Stress nicht mehr brauche, ausgesorgt habe und dass das hier „nur noch“ sein Hobby sei.
Wir stehen da, mit zwei Broten unter dem Arm, und hören ihm zu. Es ist einer dieser kleinen Momente, in denen sich unsere eigenen Fragen spiegeln: Wie viel Arbeit ist genug? Wie will man leben, wenn die Pflicht erledigt scheint? Und was heißt „aufhören“, wenn man ein Leben lang gestaltet hat?
Früher stritten hier Städte um Häfen und Steuern. Später wechselten Eroberer, Systeme und Ideologien. Und heute stehen Menschen auf dem Dorfmarkt und entscheiden, weniger zu tun, langsamer zu leben – in einer Landschaft, die all dies bereits gesehen hat.
Der Winter beginnt am ersten November
Wenn wir auf unserer Terrasse stehen, dann blicken wir auf Gavalochori. Von hier oben wirkt es wie ein ruhiges Dorf inmitten von sanften Hügeln. Aus der Nähe besteht der Ort aus einem Gewirr enger Gassen mit alten Steinhäusern, Bögen, kleinen Höfen und engen Durchgängen, die Schatten spenden.
Die Anfahrt vom Fährhafen zu unserem Haus führte uns durch diesen Ort. Wie unwissend wir doch waren! Doch die Beschilderung auf Kreta ist unübersichtlich und Google-Maps scheint sich nur für die kürzeste Linie zu interessieren. Und nicht für die Frage, wie eng die Gassen sind und ob dort tatsächlich Fahrzeuge durchpassen.
Bald standen wir in dem Gewirr der engen Gassen von Gavalochori, die nicht für Fahrzeuge, sondern für Esel und Fußgänger gebaut wurden.
Wir klappten die Spiegel ein, tasteten uns voran, bis plötzlich nichts mehr ging …
Der Moment, in dem sich vor einem beachtlich großen Gespann eine Tavernen-Szenerie aufbaut, hat etwas Eigenartiges. Wir standen da und konnten weder vor noch zurück. Vor uns standen Tische und Stühle auf dem Pflaster. Gäste nahmen ihr Essen ein. Stimmen gingen hin und her. Die Betreiber räumten das gebrauchte Geschirr zusammen.
Für uns sah es nach Fußweg aus. Für Google war es die “kürzeste” Route.
Nach einem kurzen Augenblick der Ratlosigkeit winkten uns Gäste und Betreiber freundlich zu. Stühle wurden von der “Straße” geräumt. Tische verschoben. Hände winkten. Jemand lachte. Jemand anderes rief Anweisungen, die wir nicht verstanden. Hier und da ein belustigtes Kopfschütteln, ohne dass auch nur der kleinste Ärger zu spüren war.
Als wir an der nächsten Kurve endgültig scheiterten, blieb nur eine Lösung: abkoppeln. Drei Männer standen an der Deichsel. Wir schoben gemeinsam. Zentimeter für Zentimeter wanderte die 1,3-Tonnen-Last um die Ecke. Ein kurzes Durchatmen. Ein Nicken. Ein „Kali nichta“.
Es fühlte sich an, als hätte das Dorf uns geprüft und dann aufgenommen – nicht mit großen Gesten, sondern durch die Bereitschaft, Platz zu schaffen und mit anzufassen.
Die Taverne, an der wir feststeckten, heißt Arismari. Als wir den Betreibern sagten, dass wir bald zum Essen wiederkommen würden, lachten sie und erklärten, dass der Tag unserer Ankunft – Donnerstag, der 31. Oktober – der letzte der Saison sei. Ab der kommenden Woche sei nur noch von Freitag bis Sonntag und auch nur abends geöffnet. Die Wintersaison hat begonnen.
Eine Woche später - an einem Freitagabend - waren wir dort.
Den Winter spürt man hier nicht so sehr an den Temperaturen. Es ist eher so, als gäbe es hier im sozialen Leben nur zwei Jahreszeiten: Saison und eben das, was hier “Winter” heißt: Tavernen, die nur für Touristen da sind, sind ganz geschlossen. Andere wie das Arismari bleiben zwar offen, reduzieren aber den Betrieb auf die Wochenenden. Und einige wenige - wie das Sterna Tou Bloumosifi - laufen einfach weiter, als verändere sich nur das Licht, nicht der Alltag.
Am Verhältnis der geöffneten und geschlossenen Tavernen können wir Mutmaßungen über das Verhältnis von Touristen und einheimischer Bevölkerung an verschiedenen Orten machen. In Vamos sind im “Winter” die Hälfte der Lokale geschlossen - also 1:1. An anderen Orten sieht es mitunter sehr anders aus …
Nur ein Kanarienvogel sagt “Hi” oder “Hello”
Von Vamos aus führt eine kurvige Straße nach Vrisses, einem Ort, der sich entlang des Wassers ausbreitet. Hier verzweigen sich Arme kleiner Flüsse unter Platanen, und Tavernen stehen nah am Ufer, - manchmal direkt darüber, so dass die Tische auf Balkonen im Blätterdach schweben.
Vrisses - heute Verwaltungssitz der Provinz Apokoronas - war für uns lange nur ein Zwischenstopp. Inzwischen spielt sich ein weiterer Teil unseres Lebens hier ab. Wir haben uns Anfang letzter Woche in einem Fitnessstudio angemeldet. Im Dim Gym, benannt nach Dimitri, der es führt.
Kein Hochglanzraum. Keine digitalen Displays. Keine Musik, die vorschreibt, wie schnell man laufen soll. Stattdessen Geräte, die an frühere Fitnesszeiten erinnern. Eisen, das benutzt aussieht, und Trainingspläne, die mit dem Körper eines Menschen und nicht mit Software beginnen.
Dimitri ist immer da. Er kennt hier jeden persönlich. Am ersten Tag wies er uns in acht Übungen ein, die wir je vier Sätze lang wiederholen sollten. Eine Eingewöhnung, sagte er.
Nach sechs bis acht Sitzungen passe er das Programm an uns an. Nathan und ich wechseln uns an den Trainingsgeräten ab. Einer trainiert, der andere ruht, schaut, trinkt Wasser, und wächst in eine Routine hinein, die nur ganz langsam etwas von ihrer Fremdheit verliert.
Anfangs grüßten wir Dimitri auf Englisch mit „Hi“ oder „Hello“. Er antwortete jedes Mal mit einem kräftigen „Kalimera“, als ginge es um eine Grundsatzentscheidung. Jetzt machen wir es genauso.
Noch sind wir die Kanarienvögel hier – halb Touristen, halb Anwohner, aber noch nicht Teil der vertrauten Runden. Wir wissen nicht, ob das in fünf Monaten anders sein wird. Es fühlt sich aber richtig an, es herauszufinden.
Es sind nicht Fischer, die die Bucht von Souda befahren
Zurück auf unserer Terrasse sehen wir täglich Schiffe die Souda-Bucht ein- und auslaufen.
Die Bucht liegt tief eingeschnitten zwischen den Bergen. Das Wasser wirkt hier oft glatter als draußen auf dem Meer. Schiffe erscheinen und verschwinden. Wir dachten zunächst an Fährverkehr oder Fischerboote, bis wir häufiger graue Rümpfe sahen als weiße.
Wir wissen jetzt, dass das im Grunde schon immer so war. Bereits für die Venezianer war die Bucht ein zentraler Ankerplatz. Sie wurde dann lange von den Osmanen kontrolliert und im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen stark befestigt. Heute liegt hier der wichtigste Marinestützpunkt Griechenlands im östlichen Mittelmeer, gemeinsam genutzt von NATO und US Navy.
Die schmale Einfahrt, die geschützte Tiefe, die Berge ringsum und die Werften im Inneren erklären, warum dieser Ort über Jahrhunderte stark umkämpft war.
Einmal sahen wir sogar ein U-Boot. Erst ein Schatten, dann ein dunkler Rumpf, der sich kaum bewegte. Wir holten das Fernglas. Es ist ein merkwürdiger Augenblick, wenn sich ein militärisches Objekt so langsam durch eine Landschaft schiebt, die man inzwischen mit Stille, Katzen, Olivenöl und Ziegenherden verbindet.
Es gibt Momente, in denen wir dieses Land nur betrachten: die terrassierten Olivenhaine, die weißen Gipfel im Süden, das Meer im Norden. Dann gibt es Tage, an denen wir uns tiefer hineinbewegen: Markt, Taverne und Straßen, die keine sind. Ein Fitnessstudio, das uns in Bewegung bringt. Salat ohne Feta und Burger ohne Bun.
Wir sind Durchreisende. Diese Gegend hat Jahrtausende gesehen, in denen Menschen kamen, gingen, blieben, kämpften, aufgaben, wieder aufbauten. Wir werden nur einen Wimpernschlag davon mitleben. Nicht mehr.
Vielleicht ist genau das ein Geschenk für uns: eine Geschichte zu berühren, die sehr viel größer ist als der eigene Horizont.










Oh, wie schön geschrieben... Wenn man genau hinschaut, gibt es auch hier solche Momente, ein Sonnenaufgang mit Herbstlaubbäumen, ein Hund,der einen alten Mann hinter sich herzieht...Heute, zum Buß-und Bettag ist es hier ruhig. Aber sicher wird der bald abgeschafft. Genießt,wo es geht!